Die Arbeitsstelle Journalistik bei der ICA 2021: Übersicht der Beiträge
News vom 26.05.2021
Die Arbeitsstelle Journalistik und der SFB 1171 sind bei der diesjährigen ICA mehrfach vertreten. Hier ein Überblick über die spannenden Beiträge unserer Mitarbeiter:innen.
Who is ‘systemrelevant’? The negotiation of gendered care discourses in digital publics
Panel: Women Keep Society Going in Times of Crisis: But Who’s Talking About it? Analyzing Global Discourses on Inequalities in the Wake of the COVID-19 Pandemic
Sprecher:innen: Miriam Siemon, Wolfgang Reißmann, Margreth Lünenborg
Im März 2020, als Covid-19 Deutschland erreichte, wurde „systemrelevant" ein prominenter Begriff im Journalismus, der auch auf Twitter als Hashtag viral ging. Im Mittelpunkt der dazugehörigen Debatte steht die Frage, welche Berufe in Krisenzeiten unverzichtbar sind und von wem sie ausgeübt werden. Miriam Siemon, Margreth Lünenborg und Wolfgang Reißmann untersuchen in diesem Zusammenhang das Zusammenspiel von professionellen Journalist:innen, semi-institutionalisierten Akteur:innen wie bspw. NGOs und individuellen User:innen auf der Basis geschlechter- und praxistheoretischer Überlegungen. Dadurch soll die Entstehung, Aufrechterhaltung und Transformation von geschlechterbezogenen Diskursen innerhalb digitaler Themenöffentlichkeiten rekonstruiert werden.
Um die relationalen Bezüge zwischen den unterschiedlichen Akteur:innengruppen zu untersuchen, wird ein Mixed-Methods-Design angewandt, das die soziale Netzwerkanalyse von Twitter-Daten mit einer standardisierten Kodierung der Accounts und einer Inhaltsanalyse von besonders sichtbaren Akteur*innen kombiniert und dabei sowohl kommunikative Verbindungen innerhalb der Twitter-Daten als auch verlinkte (journalistische) Inhalte mit einbezieht.
Der Vortrag präsentiert am Beispiel von #systemrelevant erste Ergebnisse zu genderbezogenen Sprecher:innenpositionen in Diskursen bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit.
Practice profiles as method for analyzing performative publics
Panel: Practice-Based Methodologies for Digital Journalism Studies
Sprecher:innen: Wolfgang Reißmann, Miriam Siemon, Christoph Raetzsch, Margreth Lünenborg
Die praxisorientierte Journalismusforschung wird häufig mit qualitativen Methoden wie der Ethnografie in Verbindung gebracht. Bisher gibt es nur wenige Versuche, mikrosoziologische Perspektiven mit quantitativer Netzwerkanalyse zu verbinden. Im Projekt zu „performativen Öffentlichkeiten" (Lünenborg & Raetzsch 2018) versuchen Christoph Raetzsch, Margreth Lünenborg, Miriam Siemon und Wolfgang Reißmann Medienpraktiken verschiedener Akteur:innengruppen wie Journalist:innen, zivilgesellschaftliche Akteur:innen sowie individuelle User:innen über das methodische Instrument der „Praxisprofile“ zu erfassen.
Durch Zooming-in und Zooming-out-Strategien (Nicolini 2017) zwischen Netzwerkanalysen und Fallebene ermöglicht diese Methode, die verschiedenen Skalierungen und Sets von Praxiselementen durch eine vergleichende Heuristik zu bestimmen.
Im Vortrag wird dieser Ansatz am Beispiel vergeschlechtlichter Pflegediskurse während der Covid-19-Krise in Deutschland vorgestellt (#systemrelevant).
Parajournalism’s visuality: affect and emotion in discourses around migration in Germany on YouTube
Panel: Seeing, Feeling, Sharing: Empirical Research Methods for Studying Affect and Emotion in Visual Elements on Social Media
Sprecherinnen: Débora Medeiros, Margreth Lünenborg
Visuelle Elemente spielen in der Diskussion über Migration in Deutschland eine wesentliche Rolle. Gleichzeitig stellen YouTuber:innen für viele junge Medienkonsument:innen wichtige parajournalistische Akteur:innen dar. Der Vortrag thematisiert, wie Affekte und Emotionen rundum Migration von YouTube-Akteur:innen artikuliert werden und wie sie über die visuellen Elemente in Videos zirkulieren.
Anhand von Videoanalyse und Textanalyse kann gezeigt werden, wie subjektive, oftmals radikale, Ansichten von Youtuber:innen durch (audio)visuelle Elemente „affective registers“ generieren, die aus formalen, ästhetischen und narrativen Elementen bestehen.
Am Beispiel von den Anti-Migrationsprotesten um Chemnitz in 2018 wird dadurch gezeigt, auf welche Weisen Youtube-Akteur:innen emotionale Interpretationen und Kontextualisierungen von Migrationsthemen und -ereignisse produzieren und emotionale Bindung zu ihren Publika erzeugen.
Affective Publics on Twitter: Contesting Journalism’s Authority
Panel: Social Media and Their Implications for Journalism and Journalism Practice
Sprecherinnen: Ana Makhashvili, Margreth Lünenborg
Ana Makhashvili und Margreth Lünenborg präsentieren die Ergebnisse ihrer Fallstudie zu polarisierten, affektiven Öffentlichkeiten von #Chemnitz. Auf der Grundlage der empirischen Analyse des Twitter-Diskurses rund um die rechtsextremen Proteste in Chemnitz im Jahr 2018 wird in diesem Beitrag erörtert, wie rechtsextreme Öffentlichkeiten Emotionen heranziehen, um die Legitimität und Autorität des Journalismus als Institution in Frage zu stellen.
„Affective publics" (Papacharissi, 2015) sind in diesem Prozess von zentraler Bedeutung und bilden sich um den Ausdruck von Emotionen wie Wut, die sich gegen wahrgenommene Eliten, einschließlich der Presse, richten (Wahl-Jorgensen, 2017). Damit einhergehend gibt der Vortrag Einblicke, inwieweit Social-Media-Plattformen Grundlage für affektive Auseinandersetzungen sein können.
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