Geschichte und Profil
Das Otto-Suhr Institut für Politikwissenschaft ging 1959 aus der im Jahr 1920 begründeten Deutschen Hochschule für Politik (DHfP) hervor. Ursprünglich als Staatsbürgerschule konzipiert, entwickelte sich die DHfP später zu einer führenden Ausbildungsstätte für politische und publizistische Führungskräfte der Weimarer Demokratie. Unter der Leitung von Otto Suhr wurde die Deutsche Hochschule für Politik im Jahr 1949 wiedereröffnet und in die Freie Universität Berlin eingegliedert.
Otto Suhr, Honorarprofessor für Theorie der Politik an der Freien Universität Berlin und später Regierender Bürgermeister von Berlin, sah das Ziel der Deutschen Hochschule darin, zur Demokratie zu erziehen und dies vor allem durch Fortbildung von Erwachsenen in politischen oder öffentlichen Positionen im Rahmen eines Aufbaustudiums.
Infolge der Eingliederung der Hochschule in die Freie Universität als „Otto-Suhr Institut für Politikwissenschaft“ wurde jedoch das Aufbaustudium durch ein Vollstudium mit berufsqualifizierendem Diplomabschluß ersetzt. Das „OSI“ erhielt zunächst die Form eines „interfakultativen“ Instituts mit Professuren in der philosophischen, wirtschaftswissenschaftlichen und der juristischen Fakultät. Mit der Einrichtung weiterer Lehrstühle für Politikwissenschaft und geprägt durch Personen wie Ernst Fraenkel, Franz Neumann und Otto Stammer, entwickelte das Institut ein eigenes wissenschaftliches Profil: Politikwissenschaft als eigenständige Disziplin sollte in ihrer ganzen Breite im Mittelpunkt von Lehre und Forschung stehen.
In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre war das OSI Schauplatz politischer Auseinandersetzungen zwischen liberalen Reformern der alten Ordinarienuniversität und radikaleren Kräften, die in der Reform nur einen ersten Schritt zur grundlegenden sozialistischen Umgestaltung von Hochschule und Gesellschaft erblickten.
Die deutsche Wiedervereinigung führte zur Neustrukturierung der bundesdeutschen Hochschullandschaft, auch und gerade in Berlin. Das Otto-Suhr Institut durchlief einen Prozess der Schrumpfung von über 30 Professuren auf weniger als die Hälfte, ist aber heute immer noch das größte politikwissenschaftliche Institut der Bundesrepublik.
Im Zuge des Bologna Prozesses und der internationalen Vereinheitlichung von Studienabschlüssen führte das Otto-Suhr-Institut konsekutiv gestufte Studiengänge mit Abschluss Bachelor of Arts und Master of Arts in Politikwissenschaft ein. Das Institut bemüht sich auch heute noch um ein Studienangebot, welches der Vielfalt der politikwissenschaftlichen Disziplin Rechnung trägt. Neben einer weiterhin breiten politikwissenschaftlichen Ausbildung auf der Ebene grundständiger Lehre zeichnet sich eine stärkere Profilbildung auf der Ebene der weiterführenden Masterstudiengänge gemäß der Schwerpunkte Regionalstudien, Internationale Beziehungen und Umwelt ab.