HS - Wandel des modernen Kapitalismus
(15235)
Typ | Hauptseminar |
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Institution | Arbeitsstelle Internationale Politische Ökonomie |
Semester | WiSe 2009/10 |
Veranstaltungsumfang | |
Raum | Ihnestr. 21 21/A |
Beginn | 14.10.2009 | 16:00 |
Zeit | Mittwochs, 16 - 18 Uhr |
Zielgruppe
Anrechenbar in folgenden Studienordnungen: Bachelor 2003, 2006, 30 LP, 60 LP; Diplom 1992, 2003, 2006, 2007; Mag. NF; M.A. Politik
Die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise stellt den seit den 1930er Jahren tiefsten Einschnitt in das Wachstumsparadigma der entwickelten Industrie- und mittlerweile auch der aufstrebenden Schwellenländer dar. Jedoch nicht erst im Zuge aktueller Entwicklungen ist die Frage nach den Determinanten des Wandels kapitalistischer Strukturen, Institutionen und Kräfteverhältnisse zwischen Staat, Markt und Gesellschaft zum Thema der Vergleichenden und Internationalen Politischen Ökonomie geworden. Zeichnete sich die im Bretton Woods System des "embedded liberalism" fixierte Wirtschaftsordnung noch durch den Primat der Politik über die Ökonomie aus, so setzten Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung von Handels-, Finanzbeziehungen und vormals verstaatlichten Wirtschaftssektoren auf nationaler, supranationaler und globaler Ebene schrittweise dieses Ordnungsmodell außer Kraft. Während Vertreter der neo-gramscianisch ausgerichteten IPÖ die Entstehung eines "disciplinary neoliberalism" (Gill) als übergreifendes Ordnungsmodell beobachten, betonen andere die gewandelte Rolle des Nationalstaats als "Wettbewerbsstaat" im Kontext globalisierter Marktprozesse (Cerny, Jessop). Demgegenüber heben Vertreter der vergleichenden institutionalistisch ausgerichteten politischen Ökonomie die Pfadabhängigkeit, Stabilität und auch unter Liberalisierungsprozessen fortbestehende Vielfalt von nationalen Kapitalismusmodellen hervor (Hall/Soskice, Deeg). Was können wir aus vergleichenden Studien lernen bezüglich der Veränderung kapitalistischer Institutionen und ihrer Antriebskräfte? Lässt sich eine Evolution in eine Richtung erkennen, die eine weitere Entwicklungsstufe des kapitalistischen Systems markiert? Welche Perspektiven einer politischen Gestaltung und Reregulierung der nationalen und internationalen Wirtschafts- und Finanzbeziehungen zeichnen sich als Reaktion auf die Krise ab? Welche theoretischen Perspektiven oder Theoriebausteine benötigen wir, um kapitalistische Transformationsprozesse angesichts der aktuellen Umbrüche erklären zu können? Dies sind die zentralen Fragen, die im Seminar thematisiert werden sollen.
Die Veranstaltung ist als Mischung zwischen Lektürekurs und einer Vortragsreihe konzipiert. Die Studierenden erhalten die Gelegenheit, mit namhaften Autoren der Debatte um den Wandel des Kapitalismus aus den USA, Großbritannien und Kanada zu diskutieren. Eingeladen wurden u.a. Bob Jessop, Philip Cerny, Vivien Schmidt, Richard Deeg und Tony Porter. Entsprechend richtet sich das Seminar an fortgeschrittene BA-, Diplom- und MA-Studierende mit sehr guten Englischkenntnissen. Bedingung für die Scheinvergabe ist die regelmäßige Seminarteilnahme, die Vorstellung eines Textes oder Referates bzw. die Beteiligung an einer Diskussion mit dem jeweiligen Autor sowie die Erstellung einer Hausarbeit nach Abschluss des Seminars.
Die zentrale Seminarliteratur wird den Teilnehmern eingescannt auf der blackboard-Plattform zur Verfügung gestellt.