Im Gegensatz zur klassischen Außen- und Sicherheitspolitik kann die Europäische Union im Bereich der Außenhandelspolitik durch eine umfassende Kompetenzverlagerung auf die europäische Ebene als weitgehend geschlossener internationaler Akteur auftreten. Gleichzeitig verfügt die EU durch die Kontrolle des Zugangs zu ihrem riesigen Binnenmarkt und durch ihr enormes Exportpotential über erhebliche Machtressourcen. In der internationalen Handelspolitik ist die Europäische Union daher durchaus eine globale Macht, die die internationalen Handelsbeziehungen maßgeblich beeinflusst. Es lohnt sich demzufolge besonders, sich mit diesem Aspekt des EU-Außenhandelns tiefgreifender auseinanderzusetzen. Gegenstand dieses Seminars ist einerseits der interne Präferenzbildungsprozess bei der Formulierung der europäischen Außenhandelsstrategie und andererseits die Interaktion mit anderen Mächten im Rahmen internationaler Verhandlungen. Dazu werden wir die institutionelle Struktur der EU in diesem Politikfeld näher betrachten und mithilfe von Theorien zu internationalen Verhandlungsprozessen herausarbeiten, wie der institutionelle Bezugsrahmen das Verhalten der EU in der internationalen Handelspolitik beeinflusst. Hierbei sollen insbesondere strittige Fragen diskutiert werden, wie die Kompetenzverteilung zwischen den einzelnen EU-Institutionen und den Mitgliedsstaaten, die Effizienz und Effektivität der EU bei Verhandlungen, sowie die Frage, welche Einflussmöglichkeiten strategische und ökonomische Interessen auf die Handelspolitik haben und welche Rolle normative Vorgaben spielen. Darüber hinaus werden wir auf die Interaktion mit verschiedenen Handelspartnern im Rahmen der multilateralen WTO und bei bilateralen Verhandlungen zu Freihandelsabkommen eingehen.