Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich die Europäische Union zu einem zunehmend integrierten Wirtschaftsraum entwickelt, dessen Stärke im Bereich der Handelsbeziehungen, ausländischen Direktinvestitionen und der Finanztransaktionen ihn zu einem weltwirtschaftlichen Schwergewicht macht. Dennoch spricht die EU in vielen Politikfeldern nicht mit einer Stimme. Zwar ist die Europäische Kommission im Bereich der europäischen Außenwirtschaftspolitik ein zentraler Akteur; abstimmen muss sie sich jedoch mit den Mitgliedstaaten, dem Europäischen Parlament, teilweise mit der Europäischen Zentralbank sowie einer Vielzahl von industriellen, finanzwirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Interessen. Der Projektkurs beleuchtet die Akteurqualität der EU, Probleme der internen Interessenaggregation und der Vertretung nach außen in den Bereichen Handel, Produktion und Finanzen. Behandelt werden die Rolle der EU in internationalen Organisationen (WTO, IWF, Weltbank), ihr Verhältnis zu anderen regionalen Wirtschaftsorganisationen (z.B. NAFTA, MERCOSUR), bilaterale Kooperationsstrategien (Freihandels- und Investitionsabkommen) sowie ihre Beziehungen zu anderen potentiell rivalisierenden Wirtschaftsmächten wie den USA oder den „BRICS“ Staaten. In theoretischer Hinsicht vermittelt der Kurs einen Überblick über Ansätze, die den Mehrebenencharakter des europäischen Entscheidungssystems beleuchten (Zwei-Ebenen Spiele, Principal-Agent-Ansätze), Verhandlungstheorien sowie politökonomische Ansätze, die Probleme der Interessenformierung in offenen Marktwirtschaften betrachten. Im methodischen Teil des Kurses erlernen die Seminarteilnehmer die Konzeption themenorientierter Forschungsdesigns und setzen diese in eigenen empirischen Forschungsarbeiten um. Der Kurs umfasst 4 SWS.