In modernen Nationalstaaten existieren demokratische Normen, politische Institutionen und kommerzielle Märkte nebeneinander. Je nach normativem Demokratieverständnis kann es jedoch zu Konflikten zwischen den Funktionslogiken von Märkten und politisch garantierten Rechten in Demokratien kommen. Im Seminar wird zum Einstieg dieses Verhältnis von Demokratie und Markt, von öffentlichem und privatem Raum diskutiert, um sich dann vertiefend Medienmärkten und ihrer Regulierung als Beispiel zu widmen.

Medien und damit ihre Märkte erfüllen zum einen vitale Funktionen für demokratische Debatten, zum anderen ist der Zugang zu ihnen (im Sinne von Konsum und Ausdrucksmöglichkeiten) eng mit Kommunikationsrechten verbunden. Daher sind auch aus IPÖ-Sicht die Fragen nach Marktstruktur und Regulierungsansätzen relevant. Wir diskutieren zunächst allgemein die Rolle von Medienmärkten in Demokratien und untersuchen anschließend Fallbeispiele aus verschiedenen Kontinenten. Dazu analysieren wir in verschiedenen Staaten die Akteurskonstellationen aus Unternehmen, Staat und Gesellschaft in der Regulierung und Medienpolitik sowie das Verhältnis zwischen öffentlichen, Regierungs-, kommerziellen und nicht-kommerziellen Medien. Einen Schwerpunkt bildet Lateinamerika, da hier aktuell von sozialen Bewegungen und MedienaktivistInnen innovative, aber politisch umstrittene neue Ansätze formuliert und eingefordert werden. Anschließend wenden wir uns noch übergreifenden Problemfeldern (private Selbstregulierung und die Rolle von Technologie im Mediensektor) zu und betrachten schließlich das Spannungsfeld zwischen Markt/Freihandel und Medien-/Kulturgütern auf globaler Ebene ("free trade vs. cultural exception"). Letztlich dient das Seminar dazu, aus unterschiedlichen Perspektiven die politische und soziale Einbettung von Märkten zu reflektieren.