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Moralisierung der Politik - Politisierung der Moral

(15431)

TypSeminar
Dozent/inProf. Dr. Cord Schmelzle
Zeit

Mo, 16-18 Uhr

Moralische Argumente in politischen Auseinandersetzungen haben derzeit einen schlechten Ruf. Ganz gleich ob in der Sache über Migrationspolitik oder Klimaschutz, Coronamaßnahmen oder Waffenlieferungen, die Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt oder den Umgang mit Tieren diskutiert wird: Keine Debatte vergeht, ohne dass sie von Klagen über eine (vermeintliche) Moralisierung der Politik begleitet wird. Das Hauptseminar nimmt diese aktuellen Debatten zum Anlass, um das Verhältnis von Politik und Moral in den Blick zu nehmen. In einem ersten Abschnitt geht es zunächst grundsätzlich um die Rolle moralischer Prinzipien für die Evaluation politischer Prozesse: Sollten wir politische Institutionen an moralischen Maßstäben messen oder gilt für sie eine eigenständige politische Normativität, wie sogenannte „realistische“ Ansätze der politischen Theorie behaupten? Auf dieser Grundlage werden wir dann im zweiten Teil des Seminars aktuelle Kontroversen über die Verwendung moralischer Argumente in politischen Auseinandersetzungen untersuchen. Themen wie die Moralisierung individueller Konsumentscheidungen in der Klimapolitik, die politische Rolle von Praktiken wie „virtue signalling“ und „moral grandstanding“ sowie die Dynamiken von moralischen Emotionen und politischer Mobilisierung stehen hier im Mittelpunkt. Ziel des Seminars ist es, eine differenzierte Sicht auf Prozesse der Moralisierung der Politik zu entwickeln, der gleichermaßen von kritischen und rechtfertigenden Perspektiven informiert ist. Für die Mitarbeit im Seminar wird die Bereitschaft zur sorgfältigen Lektüre anspruchsvoller und überwiegend englischsprachiger Texte erwartet, die auch aus Nachbardisziplinen wie der politischen Philosophie stammen.

Literatur zur Einführung:

Neuhäuser, Christian; Seidel, Christian (Hrsg.) (2020): Kritik des Moralismus, Berlin: Suhrkamp.

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