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Das Otto-Suhr-Institut trauert um Prof. Dr. Elmar Altvater

Das Otto-Suhr-Institut trauert um Prof. Dr. Elmar Altvater. Er war von 1971 bis 2004 als Professor für Politische Ökonomie an unserem Institut tätig und hat es durch Forschung und Lehre maßgeblich geprägt. Altvater arbeitete zur Ökonomie des Sozialismus, zum finanzmarktgetriebenen Kapitalismus, zum europäischen und weltweiten Währungssystem sowie zum Verhältnis von Ökonomie und Ökologie. Seine publizistische Produktivität war staunenswert. Manche seiner Werke, wie das gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Birgit Mahnkopf verfasste Buch Grenzen der Globalisierung. Ökonomie, Ökologie und Politik in der Weltgesellschaft (Münster 1996), besitzen bereits Klassikerstatus. Im Jahr 1970 war er Mitbegründer der sozialwissenschaftlichen Zeitschrift „Probleme des Klassenkampfs“ (später nur noch abgekürzt: PROKLA).

 

Altvater lenkte das Augenmerk auf den Doppelcharakter wirtschaftlicher Prozesse. Diese seien zugleich monetäre Vorgänge der Verwertung und materielle Vorgänge der Verwandlung von Stoffen und Energien. Diese Einsicht hat ihn zu einem wichtigen Vordenker des ökologischen Marxismus gemacht. Mit Marx und Karl Polanyi war er davon überzeugt, dass ein „entbettetes“ und selbstbezüglich operierendes kapitalistisches Wirtschaftssystem zur Zerstörung von Mensch und Natur tendiert. Als Alternative schwebte ihm eine solidarische und solare Gesellschaft vor.

 

Altvater legte ausdrücklich Wert darauf, als orthodoxer Marxist zu gelten. Doch wenn er dies war, so nicht zuletzt im Sinne umfassender Bildung und eines unersättlichen Wirklichkeitshungers. Souverän überschritt er Fächergrenzen um der Sachen willen, die ihm wichtig waren. In seinen Schriften fügte er scheinbar mühelos wirtschaftsgeschichtliche mit geldtheoretischen und auch thermodynamischen Betrachtungen zusammen. Er kannte die Klassiker und studierte mit großer Neugierde neuere wirtschaftstheoretische Ansätze wie den Geldkeynesianismus. Dieses Ethos engagierten Wissenwollens gab er als wortgewandter und wohlwollender Hochschullehrer an viele Generationen von Schülerinnen und Schülern weiter.

 

Altvater hat die deutsche Politikwissenschaft auch durch sein politisches Engagement geprägt und sichtbar gemacht. Er war zunächst im SDS, sodann im Sozialistischen Büro aktiv. Später zählte er zu den Gründungsmitgliedern der Grünen. Diese sollte er im Streit um die Kriegseinsätze im Kosovo und in Afghanistan wieder verlassen, um sich daraufhin der Partei Die Linke zuzuwenden. Er wirkte im Umfeld der Rosa-Luxemburg-Stiftung und war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von ATTAC.

 

Worauf es im Leben vor allem ankommt, was ihm vor allem wichtig war, das hat Elmar Altvater in seiner Abschiedsvorlesung gesagt: „Wir müssen uns wieder angewöhnen, interessiert zu lesen, mit Neugier zu diskutieren, kritisch zu fragen und zu schreiben, so wie wir uns darauf besinnen müssen, gut zu kochen, gut zu essen und zu trinken und die Fast-Food-Wissenschaft ebenso wie Fast-Food-Fressbuden rechts liegen zu lassen.“

 

Elmar Altvater, ein bedeutender Wissenschaftler, scharfsinniger Gesellschaftskritiker, begabter Genießer und bemerkenswerter Koch, ist am 1. Mai 2018 in Berlin im Alter von 79 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Das OSI verdankt ihm viel. Es wird ihm ein ehrendes Angedenken bewahren.

 

Für das Otto-Suhr Institut: Bernd Ladwig (Geschäftsführender Direktor)

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