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Nachruf Gerhard Huber

Die Freie Universität und das Otto-Suhr-Institut trauern um Prof. Dr. Gerhard Huber, der am 26. April 2024 im Alter von 88 Jahren in Berlin gestorben ist.

Prof. Gerhard Huber, geb. 1935 in München, Studium der Volkswirtschaftslehre 1954-1958; Diplom-Volkswirt (1958) und Promotion (1967) an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. 1959-1960 wissenschaftlicher Redakteur am „Handwörterbuch der Sozialwissen­schaften“; 1961-1967 Assistent am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre von Prof. Dr. Erich Preiser in München; 1971-1972 Lehrstuhlvertretung (Theoretische Volkswirtschaftslehre II) Universität Heidelberg; Von 1972 bis zur Emeritierung Professor für Politische Ökonomie im Fachbereich Politische Wissenschaft, dem jetzigen Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin; von 1973-1977 war er Vorsitzender des Fachbereichs Politische Wissenschaft (Dekan); 1976 Lecturer der Stanford University in Berlin (Overseas Studies Program); 1985 VisitingProfessor an der Indiana University in Bloomington, Indiana, USA; 1988-1990 Leitung des DFG-Projektes: „Die Verflechtungsstruktur des öffentlichen Beteiligungsbesitzes von Bund und Ländern“.

Nach der Berufung auf eine Professur an die Freie Universität Berlin im Jahr 1972 an den damaligen Fachbereich Politische Wissenschaft, wechselte er am "Institut für ökonomische und soziologische Analyse politischer Systeme" (WE 2) 1974 auf den Lehrstuhl für Politische Ökonomie, den er bis zu seiner Emeritierung in 2001 inne hatte.

Gerhard Hubers systematische Beschäftigung mit den Theorien der Nationalökonomie zu Wertschöpfung und Verteilung, ihren jeweiligen Problemlösungen in inhaltlicher und formal-mathematischer Form, von den Merkantilisten, den Physiokraten, den Klassikern wie  A. Smith, D. Ricardo und insbesondere K. Marx, den Neoklassikern, über J.M. Keynes, den Keynesianern, den Monetaristen sowie die Neuklassik und die Neue Politische Ökonomie führten ihn zu einem enormen Überblick und zu einer beeindruckenden Detailkenntnis auch entlegener Autoren. Dass es ihm dabei nicht um bloße Theoriegeschichte ging, zeigen nicht nur seine Beiträge zur empirischen Einkommensverteilung und -analyse, sowie die von ihm entwickelte Kapitalverflechtungsrechnung für empirisch-statistische Konzentrations- und Vermögensanalysen in Deutschland eindrücklich, sondern auch seine Überblicksvorlesung „Grundzüge Politischer Ökonomie“, die er über viele Jahre am Fachbereich Politische Wissenschaft abhielt. - In dieser systematisierte er die Abfolge bzw. Epochen ökonomischer Theorien sowie ihrer -entwicklung und ordnete sie historisch anhand der jeweiligen Vorstellung zum volkswirtschaftlichen Netto-Produkt analytisch ein. Die Attraktivität dieser zentralen Überblicksvorlesung ging weit über den Fachbereich hinaus.

Gerhard Huber hielt, gemeinsam mit seinen Professoren-Kollegen Elmar Altvater und Michael Bolle, diese zentralen Vorlesungen sowie Lehrveranstaltungen im Bereich der Politischen Ökonomie und Wirtschaftspolitik, die ganz wesentlich das Innen-und Außenbild des Fachbereichs Politische Wissenschaft in diesem Politikfeld (Politik und Wirtschaft) in den 80er und 90er Jahre bis zur Integration in den FB Politik und Sozialwissenschaften geprägt haben.

Die Freie Universität und das Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft verliert mit Gerhard Huber eine seiner großen, wunderbaren und liebenswerten Persönlichkeiten, wir werden ihn vermissen.

 

Verfasser: Dr. Stefan Ryll (Akad. Rat, a.D. von 1993-2014 am Institut für Politikwissenschaft, FB Politik u. Sozialwissenschaften, Freie Universität Berlin)

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