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Neues vom IKK: Verschollen geglaubte und unveröffentlichte Theaterstücke von Hermann Borchardt erschienen

Die Neuerscheinung enthält sämtliche Theaterstücke von Hermann Borchardt.

Die Neuerscheinung enthält sämtliche Theaterstücke von Hermann Borchardt.

Das wiederentdeckte dramatische Werk des Schriftstellers und Philosophen Hermann Borchardt (1888–1951) ist soeben erstmals im Druck erschienen. Der 687 Seiten starke zweite Band der Edition der Werke Hermann Borchardts ist im Göttinger Wallstein Verlag ab sofort verfügbar.

News vom 07.07.2022

Seit Frühjahr 2019 erforschen die Herausgeber Hermann Haarmann, Christoph Hesse und Lukas Laier Borchardts Nachlass am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Sie haben die Theaterstücke in verschiedenen Archiven und Bibliotheken in Deutschland und den USA entdeckt. Etliche der Stücke galten bis vor kurzem als verschollen, darunter Borchardts Erstlingswerk „Die Bluttat in Germersheim vor dem ewigen Richter“. Die bitterböse Satire aus der Zeit der Weimarer Republik stieß seinerzeit auf das große Interesse von Bertolt Brecht, Max Reinhardt, Erwin Piscator und Alfred Kerr.


Hermann Borchardts dramatisches Werk zeugt von einem Leben zwischen zwei Welten: Es zeigt Borchardt, den „Anarchisten“, der mit dem Kommunismus liebäugelte, ebenso wie den „Reaktionär“, der sowohl Stalins Sowjetunion als auch Hitlers Deutschland kennengelernt hatte und der falschen Autorität der totalitären Staaten ein Vertrauen auf die „natürliche Autorität“ Gottes entgegensetzte.

Zwischen den schon reichlich bitteren Komödien der Weimarer Zeit und den ab 1938 in den USA geschriebenen Stücken liegt nicht nur die Erfahrung des Exils, sondern auch ein Jahr Haft in deutschen Konzentrationslagern – Stoff, den der Autor gleich in drei Stücken szenisch gestaltete. Band 2 der Werkedition enthält Hermann Borchardts sämtliche Bühnenwerke: die in den 1920er Jahren enstandenen Stücke wie die genannte „Bluttat in Germersheim“, ebenso wie die im amerikanischen Exil entstandenen Dramen über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, darunter auch die Urschrift von Ernst Tollers „Pastor Hall“, die nahelegt, dass Toller Borchardt tatsächlich zum großen Teil plagiiert hat.

 

Hermann Borchardt, Stücke. Werke, Bd. 2, hrsg. von Hermann Haarmann, Christoph Hesse und Lukas Laier, Göttingen 2022, 687 S.

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