African Medical Migration: Nigerianische Ärzte in den USA im Spannungsfeld moralischer, ökonomischer und professioneller Verpflichtungen
Judith Schühle
Die internationale Migration von ÄrztInnen aus Subsahara-Afrika hat in den letzten Jahren stark zugenommen. 40 % aller Medizinabsolventen eines Jahrgangs der University of Nigeria sind 10 Jahre nach Beendigung ihres Studiums migriert, wobei die USA beliebtestes Migrationsziel sind. Bislang erfolgte eine eingehende Analyse der Medizinmigration unter dem Schlagwort des „Brain Drain“ vorwiegend aus ökonomischer Perspektive. Empirische Studien, die die Sichtweisen und weiteren Lebenszusammenhänge der Ärzte selbst in den Blick nehmen, blieben hingegen aus. Das hier skizzierte Projekt baut auf dem aktuellen Forschungsstand der Migration afrikanischer Ärzte unter besonderer Berücksichtigung der Forschungsfelder skilled migration, Biomedizin in und aus Afrika, und transnationale Netzwerke auf. Ziel ist es, die Migrationserfahrungen einzelner nigerianischer Ärzte in den USA aus emischer Perspektive zu erforschen. Individuelle, soziale und kulturelle Migrationsmotivationen werden identifiziert und die Einbindung der Medizinmigranten in translokale, professionelle, geo-ethnische und familiäre oder religiöse Netzwerke analysiert. Im Fokus steht zudem das Selbstverständnis als Arzt und wie sich dieses durch die Einflüsse der Migration und Begegnung mit verschiedenen Medizinsystemen und -praktiken wandelt. Eine dichte Beschreibung dessen, wie sich afrikanische Medizinmigranten in einer globalen biomedizinischen Landschaft verorten und welchen Einfluss transnationale Netzwerke auf Zugehörigkeit, Mobilität und moralische Verpflichtungen gegenüber dem Herkunftsland haben, erlaubt abschließend ein umfassenderes Bild der African Medical Migration als es vorliegende quantitative Studien vermögen.
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektleitung: Prof. Dr. Hansjörg Dilger
Laufzeit: April 2013 – April 2015