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Über die Arbeitsstelle Medical Anthropology | Global Health

Adresse
Landoltweg 9 - 11
14195 Berlin


Die Arbeitsstelle Medical Anthropology | Global Health widmet sich der Erforschung der Vielfalt medizinischer und gesundheitsbezogener Praktiken, Institutionen und Wissensformen weltweit. Ausgehend von Perspektiven der Critical Medical Anthropology und sozialwissenschaftlichen Theorien und Methoden analysieren wir, wie diese Handlungsweisen, Organisationsformen und Ideen mit lokalen und transnationalen Machtverhältnissen verwoben sind. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Veränderungen von körperlichen und psychischen Befindlichkeiten sowie den damit verbundenen Formen von Medizin und Heilung im Kontext von Globalisierung und der politischen bzw. ökonomischen Transformation von Gesundheitssystemen.

„Gesundheitshelden": Ehrung von Mitarbeitenden des Gesundheitswesens, die während der COVID-19-Pandemie verstorben sind. Foto: Tom Lagodny. 2024. Rosario, Argentinien.

Forschungsschwerpunkte

Im weiteren Feld von Global Health fokussieren wir uns auf die Untersuchung von Maßnahmen zur Eindämmung von Epidemien und Pandemien wie HIV/AIDS oder Covid-19, die weltweit tiefgreifende soziale, kulturelle und politische Auswirkungen hatten und teilweise weiterhin haben. Ein zentraler Aspekt unserer Arbeit ist die Analyse der sozialen Ungleichheiten, die durch derartige Gesundheitskrisen verstärkt werden, sowie der Rolle von Fürsorge (Care) und der sozialen und kulturellen Teilhabe in diesem Kontext, die unter anderem im Zentrum aktivistischer Kämpfe stehen. Wir beleuchten zudem, wie globale Gesundheitsmaßnahmen digitale und andere technologische Transformationen beschleunigen und neue Herausforderungen aber auch Möglichkeiten sowohl für Gesundheitsversorgung als auch für wissenschaftliche Kollaborationen selbst schaffen. Diese Entwicklungen hinterfragen lang etablierte Strukturen und Grenzziehungen im Bereich der Globalen Gesundheit, die oftmals in kolonialen Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen wurzeln.

Mit dem Aufkommen der pharmazeutischen HIV-Prophylaxe spiegelt ein nicht mehr benutzter Kondomautomat in einer Schwulenbar die veränderten Praktiken der sexuellen Gesundheit wider. Foto: Max Schnepf, 2022, Berlin, Deutschland.


Ein weiteres Forschungsfeld ist die Verknüpfung von Mobilität, Migration und Gesundheit bzw. Medizin. Zum einen untersuchen wir dabei die grenzüberschreitenden Bewegungen von Patient*innen, Gesundheitsfachkräften und Heilpraktiken sowie die globale Zirkulation von pharmazeutischen Produkten und alternativen Heilungsansätzen. Zum anderen gilt unsere Aufmerksamkeit der Entstehung transnationaler Pharmazie- und Heilungsmärkte, die soziale Hierarchien, klassenbasierte Lebensstile und lokale Aneignungsprozesse widerspiegeln. Schließlich widmen wir uns der Neuordnung reproduktiver Beziehungen und Praktiken im Kontext demografischer, epidemiologischer und technologischer Transformationen. Dabei untersuchen wir, wie all diese Entwicklungen eng mit politischen und ökonomischen Interessen auf globaler Ebene verwoben sind und welche Auswirkungen sie auf lokale Lebensrealitäten ebenso wie auf Prozesse sozialer Differenzierung und Ungleichheit haben.

Das "Sperm Bike", ein speziell für den Transport kryokonservierter Spermien konzipiertes Lastenfahrrad, wirbt im Ausstellungsbereich eines reproduktionsmedizinischen Fachkongresses für eine dänische Samenbank. Foto: Anika König, 2024, Amsterdam, Niederlande.


Interdisziplinarität und wissenschaftliche Netzwerke

Die Arbeitsstelle Medical Anthropology | Global Health adressiert die wechselseitige Konstitution von Gesundheit/Medizin/Biologie und Gesellschaft/Kultur/Politik, wobei unsere Forschungen insbesondere postkoloniale Machtverhältnisse, Wissenshierarchien und divergierende moralische, affektive und politisch-ökonomische Positionierungen in den Blick nehmen. Auch sind unsere Forschungsperspektiven eng mit Erkenntnissen aus benachbarten Feldern wie der Religions-, Wirtschafts-, Politik-, Umwelt- und Rechtsethnologie, der anthropologischen Geschlechter- und Sexualitätsforschung sowie den Science and Technology Studies verzahnt. Unsere Forschung ist gut sichtbar in nationale und internationale Netzwerke eingebettet und zeichnet sich zudem durch vielfältige Kooperationen mit Institutionen und Akteur*innen in Berlin, im deutschsprachigen Raum und weltweit aus.

Natrium-Pentobarbital ist in der Schweiz das Mittel der Wahl zur Sterbehilfe. Das Bild entstand während der Zubereitung des Medikaments. Foto: Marcos Freire de Andrade Neves. 2015. Basel, Schweiz.

SFB 1171 Affective Societies
BGSMCS
Berlin Southern Theory Lecture