Krieg und Frieden – feministische Positionen
Cilja Harders – 2004
Die feministische Auseinandersetzung mit Krieg und Frieden lässt sich grob in drei Diskussionsstränge gliedern. Die erste Gruppe von Arbeiten konzentriert sich auf eine Kritik theoretischer Konzepte von Krieg und Frieden im internationalen System, die auf ihren impliziten, geschlechterpolitischen Gehalt hin untersucht werden. Wie werden Krieg und Frieden erklärt und welcher Zusammenhang besteht beispielsweise zwischen Nationalstaatlichkeit, militärischer Verteidigungska-pazität und Staatsbürgerschaft (vgl. Roß 2002, Ruppert 1998, Tickner 1992)? Der zweite Strang der Diskussion wurzelt in der Friedens- und Frauenbewegung und beschäftigt sich mit der Entwicklung feministischer Gegenentwürfe (vgl. Wasmuht 2002). Der dritte Strang umfasst jene in den letzten Jahren stark angewachsene Gruppe von Arbeiten, die sich im weitesten Sinne mit dem praktischen En-Gendering des konkreten Kriegs- bzw. Friedensgeschehens auseinander setzt (vgl. Eifler/Seifert 1999, Rehn/Sirleaf 2002, UN 2002). Dazu zählt beispielsweise die kontroverse Diskussion um Frauen und Militär, um Friedensmissionen, Friedensverhandlungen, Krisenintervention, humanitäre Hilfe oder die Arbeit internationaler Organisationen und transnationaler Nicht-Regierungs-Organisationen (NRO).