Do Legislatures Enhance Democracy in... Tanzania?
Tanzania befindet sich in Ostafrika und ist mit einer Bevölkerung von etwa 66 Millionen Menschen das am stärksten bevölkerte untersuchte Land des DLEDA-Projekts. Das unikamerale Parlament umfasst 393 Sitze und wird mehrheitlich nach einem einfachen Mehrheitswahlrecht (auch: First-Past-The-Post) gewählt. Jedoch werden ein Teil der Abgerodneten in Form von reservierten Sitzen für Frauen via Verhältniswahl gewählt (2020 waren es 113 der 393 Sitze). Mit Hilfe unserer Partner von REPOA konnten wir für 87% der Parlamentarier:innen Daten erheben.
Was wurde herausgefunden?
- ⑴ Etwa 56% der Abgeordneten sind zum ersten Mal ins Parlament gewählt wurden
- ♂ Über 67% der Abgeordneten sind männlich
- ✐ Über 69% der Abgeordneten haben mindestens einen Universitäts-Abschluss
- ☽ Beinahe alle Abgeordnete (77%) sind zwischen 40 und 69 Jahre alt - 21 % sind jünger als 39 Jahre, womit Tansania den höchsten Anteil junger Abgeordneter in allen untersuchten Länder hat
Wählerwille versus Rolle als Abgeordneter?
Viele Abgeordnete denken, dass die Wähler:innen Kameruns von Ihnen als Abgeordnete vor allem die Bereitstellung öffentlicher Güter sowie die Verbesserung der Entwicklung vor Ort erwartet wird. Die Bereitstellung privater Güter spielt im Gegensatz zu anderen Ländern (etwa Benin und Uganda) eine untergeordnete Rolle.
Gleichzeitig sehen die Abgeordneten selbst ihre wichtigsten Funktionen in der Gesetzgebungund in der Repräsentation (bzw. dem Feedback an ihre lokalen Wahlkreiseinwohner:innen). Die Repräsentationsfunktion wurde nur in Tansania als wichtige Rolle der Abgeordneten identifiziert, eine klare Unterscheidung zu den anderen untersuchten Ländern. Die Diskrepanz zwischen Erwartung und Rollenverständnis ist jedoch auch in Tansania evident.
Die Arbeit im Parlament: Kooperation oder Opposition versus Regierung?
Wer spricht eigentlich mit wem? Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass Abgeordnete (im Netzwerkdiagramm symbolisiert durch Punkte) besonders über Parteigrenzen hinweg miteinander sprechen und kooperieren. Diese Tendenz ist, neben Kamerun und Uganda, auch in Tansania sehr stark ausgeprägt. Die (wenigen) Oppositionspolitiker:innen stehen in regem und ausführlichem Austausch mit Regierungspolitiker:innen. Ähnlich wie in Kamerun ist dieses Ergebnis jedoch auch unter dem Gesichtspunkt der übermäßigen Stärke der Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi zu interpretieren.