Neues Buch von Dr. Julia Teebken „The Politics of Human Vulnerability to Climate Change“
In ihrem neuen Buch analysiert Dr. Julia Teebken soziale Verwundbarkeit gegenüber Klimawandelfolgen in Atlanta, USA und Zheijang, China. Sie zeigt, wie Fehlanpassung an den Klimawandel bereits vulnerable Gruppen besonders stark benachteiligen kann - und so zu Pfadabhängigkeiten führen, die transformative Klimaanpassung erschweren.
News vom 06.04.2022
Soeben ist „The Politics of Human Vulnerability to Climate Change. Exploring climate adaptation lock-ins in China and the United States” von Julia Teebken in der neuen Climate Justice Serie von Routledge erschienen. Das Buch zeigt auf, wie sich soziale Ungleichheit im Kontext Klimawandel manifestiert. Es analysiert, warum soziale Verwundbarkeit gegenüber Klimawandelfolgen entlang unterschiedlicher politischer Systeme so schwierig zu adressieren ist. Die Arbeit basiert auf zwei empirischen Fallstudien, Atlanta im Bundesstand Georgia im Südosten der USA und Jinhua in der östlichen Provinz Zhejiang, China. Beide Fälle zeichnen sich durch eine starke soziale und geographische Verwundbarkeit gegenüber Klimawandelfolgen aus. Zugleich weisen beide Städte Anpassungsdefizite auf.
Politische Maßnahmen, die zu Klimaanpassung führen sind in beiden Fällen überwiegend unbeabsichtigter Natur („accidental adaptation“) und wurden erst im späteren Verlauf als Anpassungs- und Klimapolitiken deklariert. Implementierte Maßnahmen finden fast ausschließlich im stadtplanerischen Bereich in Form von bspw. Hochwassermanagement und Begrünung statt. Im Falle Atlantas haben die öffentlichen Maßnahmen (“public policies”) zu einer erhöhten Verwundbarkeit vulnerabler Gruppen beigetragen und können aus Perspektive sozialer Verwundbarkeit auch als eine Form der Maladaptation verstanden werden. Zudem werden die kausalen Mechanismen, die Ungleichheit bedingen und ein erhöhtes Verwundbarkeitsrisiko darstellen, im Rahmen bestehender Maßnahmen und Strategien in beiden Städten kaum berücksichtigt, wie die Arbeit zeigt. Das Risiko der (langfristigen) Fehlanpassung steigt dadurch maßgeblich.
In Anknüpfung an Theorien der politischen Ökologie demonstriert das Buch, wie die ungleiche Verwundbarkeit gegenüber Klimafolgen durch Lock-In Mechanismen fest in beiden politischen Systemen verankert ist. Die Verwundbarkeit zeichnet sich nicht nur durch das ungleiche Risiko bestimmter Gruppen und Personen aus, stärker als andere von Klimawandelfolgen betroffen zu sein, sondern auch durch den ungleich verteilten Zugang zu öffentlichen Gütern (wie z.B. Gesundheitswesen).
Fragen der politischen Macht und des Zugangs zu Bildung, Wissen und (somit) zur politischen Entscheidungsfähigkeit und dominante Wissenspfade interagieren auf vielfältige Art und Weise mit kognitiven Aspekten der Wahrnehmung, (Nicht)Erfahrung, (In)Sensibilität gegenüber und Stigmatisierung von vulnerablen Gruppen. In diesem Zusammenhang werden Pfadabhängigkeiten untersucht, die diese Lock-ins verursachen. Damit zeigt das Buch auf, warum sowohl ein gleicherer Zugang zu Bildung und Entscheidungsmacht als auch der Einbezug von Erfahrungswissen und unterschiedlichen Wissensformen wesentliche Schlüssel für transformative Anpassung sein können.