Die Gründung des Instituts
Erste Ansätze akademischer Journalistenausbildung in Berlin scheiterten an der Ablehnung der Berufspraxis. Zwischen 1900 und 1914 betrieb Richard Wrede (1869-1932) die private Journalisten-Hochschule. Doch Journalisten und Verleger lehnten die „Journalistenfabrik“ ab: Nur natürliche Begabung befähige für den angeblich nicht erlernbaren Beruf.
Obwohl sie sich von einem Universitätsfach höheres Ansehen der Presse versprachen, blieb die Skepsis zunächst auch gegenüber der Zeitungskunde bestehen. 1919 erteilte die Berliner Universität einen ersten zeitungskundlichen Lehrauftrag an den Redakteur der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung Otto Jöhlinger (1883-1924). Auch innerhalb der Universität stieß das Fach aber auf Vorbehalte. Jöhlingers Lehrauftrag und sein 1919 gegründetes Seminar für Zeitungskunde und Zeitungspraxis fanden keinen Anschluss an die etablierten staatswissenschaftlichen oder philosophischen Fächer, sondern waren Teil des Seminars für Orientalische Sprachen und wurden nach seinem frühen Tod nicht fortgeführt.
Die Journalistenvereinigung Reichsverband der deutschen Presse intensivierte nach dem Ersten Weltkrieg Pläne für ein zeitungskundliches Institut in Berlin. Treibender Akteur war Martin Mohr, ab 1918 Leiter einer Zeitungswissenschaftlichen Kommission des Reichsverbands und zuvor auch im Vorstand des Vereins Deutscher Zeitungsverleger. Der langjährige Journalist nationalliberaler Zeitungen konnte sich ab 1921 auch auf parteipolitische Kontakte stützen. Otto Boelitz von der nationalliberalen Deutschen Volkspartei wurde Preußischer Kultusminister und berief Mohr als Referenten für Zeitungskunde. 1924 erteilte die Philosophische Fakultät Mohr einen Lehrauftrag für Zeitungskunde.
Das im selben Jahr gegründete Deutsche Institut für Zeitungskunde war allerdings ein eingetragener Verein außerhalb der Universität, untergebracht in der Preußischen Staatsbibliothek. Trägergesellschaft war die Deutsche Gesellschaft für Zeitungswissenschaft. Ihrem Vorstand gehörten der Preußische Kultusminister und die Vorsitzenden der Berufsverbände an. Im Verwaltungsrat saßen daneben weitere staatliche Vertreter des Innenministeriums und des Auswärtigen Amts sowie Wissenschaftler der Universität Berlin und der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Diese Organisationsform sicherte eine gute finanzielle Ausstattung, erlaubte den Berufsverbänden als Geldgebern aber auch großen Einfluss.
Kurz nach seiner offiziellen Ernennung zum Institutsdirektor 1927 starb Mohr. Die Vertreter der Philosophischen Fakultät präferierten den Münchener Zeitungswissenschaftler Otto Groth als Nachfolger. Der Wunschkandidat der Berufsverbände war Emil Dovifat. Der Journalist genoss durch sein verbands- und medienpolitisches Engagement hohes Ansehen sowohl der Verleger als auch seiner Berufskollegen. Er vertrat den Beruf auch nach außen und baute über Vorträge, Publikationen sowie parteipolitisches Engagement für die katholische Zentrumspartei ein großes Netzwerk auf. Die Berufsverbände setzten sich mit Unterstützung des Kultusministers Carl Heinrich Becker durch. Becker berief Dovifat 1928 als außerordentlichen Professor an die Philosophische Fakultät, der Verwaltungsrat ernannte ihn zum Direktor des Deutschen Instituts für Zeitungskunde.
1867 *Geistingen/Hennef (Sieg), Vater Landvermesser
1887 Studium Geschichte, Philologie, Nationalökonomie in Breslau, Bonn und Marburg
1891 Promotion, Arbeit für Nationalliberale Partei
1892 Hochzeit, fünf Kinder, Journalist nationalliberaler Blätter, zuletzt Chefredakteur Münchener Neueste Nachrichten
1910 Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender des Reichsverbands der deutschen Presse, Vorsitzender des bayerischen Landesverbands
1913 Verabschiedung einer Resolution des Reichsverbands der deutschen Presse zur Förderung der Zeitungskunde als Vorbildung für Journalisten auf Initiative Mohrs
1914 Zeitungswissenschaftlicher Mitarbeiter im Vorstand des Vereins Deutscher Zeitungsverleger
1916 Einberufung: Leiter der Presseverwaltung des Verwaltungschefs beim Generalgouvernement Warschau
1918 Leiter Zeitungswissenschaftliche Kommission des Reichsverbands
1919 Veröffentlichung Zeitung und neue Zeit mit Programmatik zur akademischen Zeitungskunde
1922 Referent für Zeitungskunde im Preußischen Kultusministerium, Lehraufträge an Deutscher Hochschule für Politik
1924 Gründer, nebenberuflicher Leiter und Lehrbeauftragter des Deutschen Instituts für Zeitungskunde
1927 Berufung als Institutsdirektor
1927 Tod nach Schlaganfall
1890 *Neutral-Moresnet, Vater Apotheker
1911 Studium Geschichte, Germanistik, Nationalökonomie, Philosophie und Zeitungswissenschaft in München und Leipzig
1914 Freiwilliger Kriegsdienst
1916 Verwundung
1918 Promotion, Beginn Journalistentätigkeit, zuletzt Chefredakteur Der Deutsche (Christlicher Deutscher Gewerkschaftsbund)
1919 Hochzeit, drei Kinder
Vorstand Reichsverband der deutschen Presse, Vorsitzender der Landesverbände Pommern und Berlin, Mitbegründer und Redakteursvertreter in Reichsarbeitsgemeinschaft der deutschen Presse
1924 Wissenschaftlicher Assistent Mohrs
1926 Forschungsreise in die USA
1928 Berufung als außerordentlicher Professor sowie Direktor an das Deutsche Institut für Zeitungskunde
1929 Eintritt in katholische Zentrumspartei
1931 Veröffentlichung Lehrbuch Zeitungslehre
1934 vorübergehende, vorläufige Emeritierung
1945 Mitbegründer Berliner CDU, Mitbegründer und Chefredakteur Neue Zeit
1948 Ernennung zum ordentlichen Professor und Leiter des Instituts für Publizistik, erneutes medienpolitisches Engagement, unter anderem in Rundfunkgremien
1956 Mitgründer der Publizistik
1969 Tod
Professuren-Stammbaum
Der Stammbaum der Professuren am IfPuK kann hier eingesehen werden.