Prof. Dr. Harry Pross verstorben
16.03.2010
Harry Pross, der von 1968 bis 1983 als Professor am Institut für Publizistik der Freien Universität Berlin lehrte und forschte, ist am 11. März 2010 im Alter von 86 Jahren in Weiler/Allgäu verstorben.
Pross war vielfältig publizistisch und wissenschaftlich tätig, unter anderem gehörte er zu den Herausgebern der „Neuen Rundschau“ und war vor seiner Berufung an die Freie Universität fünf Jahre lang Chefredakteur von Radio Bremen. Als Publizistikwissenschaftler reflektierte Pross vor allem die „Moral der Massenmedien“ (1967) sowie die Presse- und Rundfunkentwicklung der Nachkriegszeit („Politik und Publizistik in Deutschland seit 1945“, 1980). Er wies nachdrücklich auf die kulturelle und soziale Bedeutung von Medienritualen hin und entwickelte einen kommunikations- und medientheoretisch fundierten Ansatz kritischer wissenschaftlicher Kommunikationspolitik („Die meisten Nachrichten sind falsch“, 1971). Er bereicherte das Fach um kultursoziologische und semiotische Perspektiven; mit seiner „Signalökonomie“ (1981, 1995) entwarf er einen neuen und grundlegenden Ansatz einer politischen Ökonomie der Medien.
Das Berliner Institut verdankt ihm mit dem „Berliner Modell“ eine für die damalige Zeit einmalige Verbindung von Medienpraxis und publizistikwissenschaftlicher Reflexion. Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau, Marianne Pross.