Neues aus dem Arbeitsbereich Prof. Haarmann: Briefwechsel zwischen Hermann Borchardt und George Grosz bei Wallstein erschienen
Nach über drei Jahren Forschungsarbeit liegt der fertige Band seit Oktober 2019 vor. Weiteres Projekt zu Hermann Borchardt in Arbeit.
News vom 10.10.2019
Kurz vor der Frankfurter Buchmesse ist mit dem Briefwechsel zwischen Hermann Borchardt und George Grosz ein bislang unbekanntes, beeindruckendes Zeugnis des Deutschen Exils 1933 bis 1945 erschienen. In insgesamt 219 Briefen erzählt sich die Freundschaft zweier Künstler, deren Schicksale unterschiedlicher kaum sein könnten. Die Freundschaft zwischen Hermann Borchardt und George Grosz begann Mitte der 1920er Jahre in Berlin. Grosz, der vor 60 Jahren in Charlottenburg starb, gehörte zu den bekanntesten Satirikern der Weimarer Republik, während Borchardt sich eher am Rande der literarischen Avantgarde bewegte.
Der bislang zum größten Teil noch unveröffentlichte Briefwechsel erstreckt sich über ein knappes Vierteljahrhundert, von 1927 bis zu Borchardts Tod 1951. Ob seines Umfangs und seiner Dichte kann er als eine kontinuierliche Geschichte dieser Epoche in Originaldokumenten gelesen werden; auch ein Dokument nicht nur einer unverbrüchlichen Freundschaft in höchst unfreundlichen Zeiten, sondern der Lebenswege zweier Künstler, deren Flucht vor dem Nationalsozialismus zugleich eine Abkehr von ihrer als letztlich gescheitert angesehenen Arbeit in der Weimarer Republik bedeutet.
Seit 2015 hatten Prof. Dr. Hermann Haarmann, Dr. Christoph Hesse und Lukas Laier an der Herausgabe der Briefe am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft und dem Institut für Kommunikationsgeschichte und angewandte Kulturwissenschaften der Freien Universität gearbeitet. Die ausführlich kommentierte Korrespondenz liegt nun im Wallstein Verlag, Göttingen, als akte exil. neue folge, Band 2, vor.
"Von der Verpofelung der Welt"
Damit nicht genug: seit April 2019 arbeitet das IKK an einer großen Edition bislang unveröffentlichter Werke Hermann Borchardts. Während der Arbeit am Briefwechsel mit Grosz fanden sich zahlreiche nachgelassene Werke, die Theaterstücke, Romane und Erzählungen, philosophische Abhandlungen, politische Aufsätze und autobiographische Arbeiten umfassen. Geplant ist eine kritische Ausgabe in fünf Bänden. Gefördert wird das Projekt von der Fritz Thyssen Stiftung.