Hajo Seppelt im Gespräch – Aufzeichnung der Diskussionsrunde
News vom 15.01.2020
Der Journalist Hajo Seppelt war am 13. Januar 2020 zu Gast am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der FU Berlin. Zusammen mit Claudio Catuogno (Süddeutsche Zeitung) und Carola Richter (FU Berlin) hat er das Thema „Doping vom Staat und Korruption bei der Fußball WM: Wenn sich investigativer Sportjournalismus mit den Mächtigen anlegt" diskutiert.
Eine vollständige Videoaufzeichnung der Diskussionsrunde steht hier zur Verfügung.
Außerdem hat campus.leben, das Online-Magazin der FU Berlin, über das Gespräch mit Hajo Seppelt berichtet.
Zu Beginn kritisierte Seppelt einen Sportjournalismus, der als verlängerter Arm der Sportindustrie unreflektiert über Sportereignisse berichte. Viele Journalist*innen, so Seppelt, seien leider „Teil des Systems, deshalb recherchieren viele auch nicht zum Thema Doping. Sie sind – wie es so schön heißt – Fans, die es über die Absperrung geschafft haben. Und ich denke, da ist etwas dran.“ Als Gegenentwurf dazu zeigte er auf, wie investigativer Journalismus im Bereich Sport differenziert und kritisch nachfragt und korrupte Strukturen identifiziert.
Hajo Seppelt, der die Dopingredaktion der ARD gründete, erklärte im weiteren Verlauf der Diskussionsrunde, welche Rolle diese Redaktion innerhalb des öffentlich-rechtlichen Senders einnimmt und auf welche Widerstände er bei ihrer Etablierung gestoßen war: „Früher war vieles tatsächlich eine One-Man-Show, heute arbeite ich mit einem Team von 10 Leuten.“ Außerdem gab der Journalist Einblick in die Arbeitsabläufe, die hinter einem investigativen Beitrag stecken, und erzählte anschaulich wie er bei seiner Recherche zu Doping in Russland vorgegangen war. Seppelt beschrieb zudem die Interessenabwägung, die seine Redaktion bei der Veröffentlichung von Material vornehmen muss, und welche Konsequenzen dies für Sportler*innen und Verbände hat.
Auch die Zuschauer*innen waren eingeladen, mit Hajo Seppelt zu diskutieren. Auf Nachfrage aus dem Publikum beschrieb der Dopingexperte die Situation in Deutschland und wie diese sich über die letzten 40 Jahre verändert hat.
Auf die Abschlussfrage, welche Themen im Sportjournalismus in Zukunft von Bedeutung sein werden, waren sich Claudio Catuogno und Hajo Seppelt einig: Das Ausmaß der Fußballvermarktung, Athlet*innenrechte sowie der Missbrauch von Sportler*innen werden in den kommenden Jahren wichtige Themen im Sportjournalismus sein.
Die Veranstaltung wurde vom Center for Media and Information Literacy (CeMIL) des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit der Süddeutschen Zeitung organisiert und durchgeführt.