Journalismus im ‚Superwahljahr‘ 2021 zwischen Plattformlogik, subversiven Kampagnenstrategien und fragmentierten Öffentlichkeiten – Patrick Stegemann am 29.06. im Gespräch mit Prof. Juliana Raupp
News vom 21.06.2021
Der Journalismus steht im „Superwahljahr“ 2021 in mehrfacher Hinsicht vor Herausforderungen. Darüber welche das seien und wie der Journalismus auf diese reagieren solle sprach Prof. Juliana Raupp, Professorin für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Organisationskommunikation, mit dem Journalisten Patrick Stegemann.
Prof. Raupp berichtet zu Beginn des Gespräches von einer zunehmenden Fragmentierung und Polarisierung des Wahlkampfes im digitalen Raum und fragt, wie der Journalismus damit umgehen solle. Stegemann antwortet, man müsse die Relevanz von Beiträgen richtig einschätzen, sich in den digitalen Räumen auskennen und auch eigene Formate für verschiedene Plattformen entwickeln.
Eine in den letzten Jahren vermehrt aufkommende Taktik in der Wahlkampfkommunikation sei die individualisierte Ansprache von Wähler*innen auf sozialen Medien. „Micro-Targeting ist eine der größten Gefahren für den Wahlkampf“, so Stegemann. Und Facebook sei ein gern genutztes Werkzeug, um mit Micro-Targeting den Diskurs anzugreifen und die Gesellschaft zu spalten. Auch die Verbreitung von Falschinformationen werde gezielt genutzt, um Zweifel zu streuen und erreiche in diesem Wahlkampf eine neue Intensität.
Wahlkampfkommunikation finde auf sozialen Medien in einem Umfeld statt, das durch unterhaltende Inhalte geprägt sei. Junge Menschen wüssten solche Beiträge oft intuitiv einzuordnen, in der Breite der Bevölkerung fehle es dazu aber an Medienkompetenzen. Daraus resultieren Phänomene wie der Third-Person-Effekt, wobei Mediennutzer*innen sich selbst als kompetent im Umgang mit Fake News einschätzten, anderen dies aber nicht zutrauten. Auf die abschließende Frage, wie der Journalismus im anstehenden Wahlkampf agieren solle, antwortet Stegemann, neben guter Recherche müsse der Journalismus die ehrlichere und bessere Geschichte erzählen.
Die Sendereihe ist eine Kooperation des Center for Media and Information Literacy (CeMIL) des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der FU Berlin, der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und ALEX Berlin.
Die Aufzeichnung des Interviews mit Patrick Stegemann ist in der ALEX Mediathek auf YouTube abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=vOQmzWp9IVs