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Journalismus im Dialog am 17. Dezember 2024 – Stimmen aus dem Exil: Wie Journalist:innen Grenzen überwinden – Gespräch jetzt online verfügbar

Dr. Anna Litvinenko und Angelina Davydova im Gespräch

Dr. Anna Litvinenko und Angelina Davydova im Gespräch
Bildquelle: Prof. Carola Richter

Studierende der FU im Publikum

Studierende der FU im Publikum
Bildquelle: Prof. Carola Richter

Studierende der FU Berlin im Publikum

Studierende der FU Berlin im Publikum
Bildquelle: Prof. Carola Richter

News vom 04.01.2025

Stimmen aus dem Exil: Wie Journalist:innen Grenzen überwinden

Angelina Davydova, eine russische Journalistin im Exil mit Fokus auf Umwelt-Themen, sprach in der Reihe „Journalismus im Dialog“ mit Dr. Anna Litvinenko am 17.12.2024 über die Herausforderungen und Perspektiven ihres Lebens in Deutschland sowie journalistische Arbeit im Exil seit ihrem Weggang aus Russland im März 2022 nach Beginn der russischen Vollinvasion in der Ukraine.

Davydova berichtete, dass sich ihr Leben in Berlin in die zwei Bereiche der professionellen und der emotionalen Ebene teile. Auf der einen Seite kann sie als Journalistin weiterhin professionell arbeiten, berufliche Kontakte knüpfen und führt, wie sie sagt, ein „privilegiertes“ Leben. Auf der anderen Seite sind die emotionalen Belastungen, die das Verlassen der Heimat, das Zurücklassen der Familie und Freund:innen mit sich bringt, ständige Begleitung. 

Ähnliche Muster lassen sich bei den unterschiedlichen Funktionen, die Davydova russischen Exil-Medien zuschreibt, wiederfinden. Die Exil-Medien müssen einen Spagat zwischen verschiedenen Publika meistern. Davydova nennt drei Funktionen, die russische Exil-Medien erfüllen (müssen): 1) Kritische Informationen nach Russland bringen, 2) Informationen für andere Exil-Journalist:innen bereitstellen und 3) die internationale Leser:innenschaft über die Situation in Russland informieren. Das Publikum, was damit abgedeckt wird oder werden soll, scheint doch erheblich größer als das „normaler“ Medienhäuser. Zudem würden russisch-sprachige Exil-Medien auch von Ukrainer:innen konsumiert, weshalb die redaktionelle Ausrichtung sensibel gestaltet werden müsse, um die unterschiedlichen Perspektiven und Bedürfnisse der Leserschaft zu berücksichtigen.

Davydova selbst arbeitet mittlerweile für viele internationale Medien und schreibt kaum noch für russischsprachige Medien. Das hat auch zu einem Wandel ihres eigenen Rollenverständnisses als Journalistin geführt. Hatte sie in Russland noch das Gefühl, tatsächlich etwas verändern und Einfluss auf das politische Geschehen nehmen zu können („Change Agent“), hat sie im Exil in Deutschland nicht mehr das Gefühl, durch ihr Schreiben etwas zu bewirken. Dabei beschreibt sie, wie mit Beginn des Krieges, alle Ideen und Vorstellungen, die sie über ihre journalistische Arbeit hatte, „zerstört“ wurden. Seit dem Krieg berichtet sie beispielsweise mehr über politische Themen, obwohl ihr Fokus eigentlich auf Umwelt- und Klimafragen liegt. 

Das Gespräch mit Angelina Davydova hat verdeutlicht, wie sich die journalistische Arbeit und das eigene journalistische Selbstverständnis im Exil verändern (können). Als mögliche Unterstützung für den russischen (Exil-)Journalismus rief Davydova abschließend dazu auf, jene russischen Medien selbst zu lesen und wahrzunehmen und sie finanziell zu unterstützen.

Die Sendereihe ist eine Kooperation des Center for Media and Information Literacy (CeMIL) des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der FU Berlin, der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und ALEX Berlin.

Die Sendung wurde am Dienstag, 17. Dezember 2024 live bei ALEX Berlin ausgestrahlt und ist in der ALEX-Mediathek abrufbar. 

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