Formwandel der Demokratie
(15211)
Type | Advanced Seminar |
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Room | Garystr. 55 323 |
Time | Di, 12-14 Uhr |
Die liberalen westlichen Demokratien geben derzeit ein äußerst gegensätzliches Bild ab. Der Entpolitisierung im Namen ökonomischer Sachzwänge, dem (vermeintlichen) Bedeutungsverlust des Nationalstaates, der Schwächung repräsentativer Institutionen und dem Erfolg populistischer Bewegungen stehen (zivilgesellschaftlich initiierte) Protestaktivitäten, der Ausbau neuer institutionalisierter Partizipationsmöglichkeiten sowie eine Bedeutungszunahme nicht-elektoraler Legitimationsformen gegenüber. Die widersprüchlichen Facetten zusammenführend diagnostizieren verschiedene Autorinnen und Autoren einen Formwandel der Demokratie. Ob als „Contre-Démocratie“ (Rosanvallon), „Monitory Democracy“ (Keane), „Multiple“ (Nolte), „Simulative“ (Blühdorn) oder „Kompetenzdemokratie“ (Willke) – gemeinsam scheint den verschiedenen Konzeptualisierungen eine Relativierung der traditionellen Vorstellung einer auf allgemeinen und gleichen Wahlen basierenden Volkssouveränität zugunsten neuer Beteiligungsformen und neuer Legitimationsmuster. Bewertet wird diese Verschiebung allerdings unterschiedlich: Manche sehen darin eine regressive Tendenz, die institutionalisierte Formen der Selbstregierung im Namen unmittelbarer oder identitärer Vorstellungen von Demokratie abschreibt, andere eine angesichts der Krise der repräsentativen Demokratie adäquate Fortentwicklung oder gar eine Radikalisierung des Demokratiebegriffes im Namen der Gleichheit.