Gesellschaftlicher und politischer Wandel ist eng verknüpft mit dem Wirken sozialer Bewegungen: So verschiedene Veränderungen wie der Ausstieg aus der Atomkraft, die gesellschaftliche Anerkennung von queeren Lebensweisen und die Einführung der Sozialversicherungen wurden durch Protest und Bewegungen angestoßen. Soziale Bewegungen kämpfen gegen ökonomische Ungerechtigkeit, für stärkere politische Beteiligung, gegen rechtliche Unterdrückung und für kulturelle Anerkennung. Protest und soziale Bewegungen erscheinen also als charakteristische Form einer konflikthaften Interaktion in politischen Systemen. Dieses Seminar widmet sich diesem Verhältnis von sozialen Bewegungen und gesellschaftlichem und politischem Wandel. Erstens vermittelt es einen Überblick über gängige sozialwissenschaftliche Theorien zu (neuen) sozialen Bewegungen. Anhand von Beispielen wird zweitens ein Perspektive auf die politische Geschichte der Gegenwart als Protestgeschichte entwickelt. Dabei wird auch deutlich, dass soziale Bewegungen selbst starkem Wandel unterliegen. Drittens werden wir verschiedene Ansätze der politischen Theorie zum Platz von sozialen Bewegungen im politischen System diskutieren.